21.10.2007 WSK Herbstturnier 2007

Am Sonntag Morgen, den 21. Oktober mache ich mach auf den Weg nach Landau a.d. Isar. Seit Wochen freue ich mich auf diesen Tag: Mein erstes Turnier im 3D- Bogenschiessen. Den Parcours habe ich bisher zweimal besucht, ansonsten beschränken sich meine Traininserfahrungen auf die 10m Strecke auf die wir in Armins Garten schiessen. Armin hat heute leider keine Zeit auch mitzufahren, da er in seiner Firma zur Inventur eingeteilt ist.

Ich habe mir in der Woche davor noch ein paar neue Pfeile gebaut bzw. meine gebrochenen gespleisst um auch wirklich genügend Reserve fürs Turnier zu haben. Als Anmerkung: Ich bastle ungern, weil ich eigentlich zwei linke Hände für sowas habe. Aber fürs Pfeilebauen habe ich mittlerweile doch schon ein Faible entwickelt und nachdem ich ich generell im Wald einige meiner Pfeile mit gekonnten Fehlschüssen gegen Baumstämme, Wurzeln oder Steine zerstöre habe ich mich inzwischen auch zum Spleissen durchgerungen. Das findet mangels anderem Platz bei mir im Wohnzimmer beim Fernsehen statt und ich fühle mich dabei komischerweise immer wie Michel aus Löneberg, wenn er im Schuppen seine Strafe absitzen muss und dabei schnitzt. Aber zumindest duftet mein Wohnzimmer dabei angenehm nach Zeder!

Gegen 8:00 Uhr am Gelände angekommen staune ich schon über die Anzahl der parkenden PKW. Bei unseren bisherigen Besuchen am Wochenende waren dort gerademal zwei oder drei Fahrzeuge. Heute ist die Strasse neben dem Parcours einige hundert Meter von den Teilnehmern zugeparkt. Am sonst freien Platz vor dem Parcourstart sind Zelte, Bierbänke und Holzhütten aufgebaut. Essens- und Getränkestand, Pizzabäcker, einfach alles was zur Verköstigung nötig ist, ist vorhanden. Auf dem Platz haben sich schon an die 100 Leute eingefunden. 10 bis 15 Schützen schiessen sich mit Ihren Bögen ein.

start

Morgens vor Turnierbeginn bildete sich noch eine lange Schlange vor der Anmeldung und Gruppeneinteilung

Ich reihe mich ersteinmal in die Schlange zur Anmeldung  ein. Es geht nur langsam voran und ich bin froh eine gute Stunde vor Turnierbeginn angekommen zu sein. Nebenbei lausche ich was die wohl "erfahrneren" Teilnehmer in der Schlange übers Bogenschiessen von sich geben. Als Anfänger kann man ja nie genug spionieren. Es ist übrigens meiner Meinung nach arschkalt, trotz meinem Fleece-Pulli und einer dicken Regenjacke. Das das anderen Bogenschützen wenig ausmacht sehe ich an einem Anmelder vor mir in der Schlange, der hier heute im Schottenrock antritt! Aurüstungstechnisch ist hier sowieso ein breites Spektrum vertreten. Schützen im kompletten Real-Tree-Tarn-Outfit mit high-tech Compoundbögen sind genauso vertreten wie mitteralterlich gekleidete Langbogen- und Reiterbogenschützen.

Bei der Anmeldung - ich trete in der Klasse Langbogen-Herren an - werde ich einer Startscheibe bzw. damit verbunden einer Grupper zugewiesen. Die Leute gilt es dann erstmal zu finden, aber zunächst beobachte ich noch ein wenig das Einschiessen am Stand und zeige Horst vom Targetpanic einen von Armins Carbonpfeilen als Anschauungsobjekt. Nachdem wir als billige Lösung nämlich auf Styroporblöcke als Ziel schiessen, scheinen das zumindest seine Carbonpfeile nicht gut zu vertragen und es schält sich schichtweise die Aussenhaut bei den öfter verwendeten Pfeilen. Wir werden wohl doch besser auf eine Ethafoamscheibe umsteigen.

Ca. 9:30 Uhr werden die Anwesenden vom Vorstand der WSK Landau e.V., Anton Hölzl begrüsst und Einweiser rufen die eingeteilten Gruppen zusammen um sie zu ihren Startscheiben zu bringen. Hier lerne ich meine anderen Gruppenmitglieder kennen, fünf Schützen aus einem Verein in Röhrnbach bei Freyung Grafenau.

Es liegen insgesamt 38 Ziele vor uns. Ich rechne, dass wir damit mindestens 4 Stunden beschäftigt sein müssen - bisher hatte ich beim trainieren dort nicht mehr als 25 Ziele beschossen und wir waren maximal zu dritt unterwegs. Nachdem sich heute zum Turnier wohl besonders viele Anfänger angemeldet haben, hat man kurzfristig beschlossen eine eigene Klasse dafür starten zu lassen in der alle Anfänger vom weissen ("Kinder-") Pflock aus schiessen dürfen. In unserer Gruppe beschliessen wir aber für uns, dass alle Erwachsenen vom weiter entfernten roten ("normalen") Pflock schiessen.

Da ich der Punkteschreiber bei unserem Durchgang bin, steige ich nun auch endlich mal (gezwungernermassen) hinter das Bewertungssystem, mit dem ich mich bis zu diesem Tag ja noch nicht beschäftigen musste:

  • pro Ziel hat man drei Pfeile
  • der erste Pfeil, mit dem man das Ziel trifft beendet den Durchgang
  • auf vielen der Ziele (3D-Figur oder Tierscheibe) ist eine "Kill"-Zone abgezeichnet
  • trifft man in die Killzone gibt es beim Treffen mit dem ersten Pfeil 20 Punkte, beim zweiten 14 Punkte oder beim ditten 8 Punkte
  • trifft man nur den Körper gibt es beim Treffen mit dem ersten Pfeil 16 Punkte, beim zweiten 10 Punkte oder beim dritten 4 Punkte
  • trifft man auf eine Zone, die Horn oder Huf des Tieres darstellen, zählt das nicht als Treffer
Der Parcours führt uns durch eine Reihe von abwechslungsreichen und aus meiner Anfängersicht auch anspruchsvollen Zielen, wie z.B.:
  • zwei Hochstände, davon einer ca. 4m hoch von dem aus drei Ziele zu beschiessen sind (Leider dauert hier natürlich Auf- und Abstieg, sowie das schiessen von bis zu neun Pfeilen recht lange, wodurch sich natürlich längere Wartzeiten für die nachfolgenden Gruppen ergeben. Da aber der Pausenstand nicht weit davon entfernt ist, lässt sich die Zeit mit Bratwurstsemmel, Süssigkeiten, Kaffee oder einem Bierchen überbrücken.)
  • ein laufender Keiler, den ein Schütze an einem Seil bergaufziehen muss, so dass man ich beim Loslassen als bewegliches Ziel beschiessen muss (Eine Sache, die mich immer wieder fasziniert ist, wie leicht es einem doch teilweise nachträglich erscheint ein bewegliches Ziel im instinktiven Schiessen zu treffen, während man das vorher doch für kaum möglich hält.)
  • zwei Ziele, die durch einen Teppich hindurch beschossen werden müssen, in den zwei kleine Fenster geschnitten wurden.Morgens vor Turnierbeginn bildete sich noch eine lange Schlange vor der Anmeldung und Gruppeneinteilung
  • ein Glücksschuss bei dem der Pfeil möglichst nahe einem am Boden liegenden Ziel gebracht werden muss (je nach Klasse 30m, 50m oder 100m entfernt)
  • Ziele bei denen man immer wiedermal absichtlich durch die Botankik an einer leicht einzunehmenden Schussposition gehindert wird.

hinderniss

Die Treffer zu landen wird einem nicht zu leicht gemacht. Der Abschusspflock steht genau vor einigen kleinen Bäumchen über die hinweg das Ziel zu treffen ist.

Das Wetter ist ein weiteres Hindernis an diesem Tag. Keine Stunde nach Turnierstart beginnt es zu regnen um nicht zu sagen, es schüttet teilweise wie aus Kübeln. Ich fluche über meine Schreibtätigkeit, bei der mir langsam aber sicher der Regen unseren Punktezettel in der Hand zersetzt. Und wir alle sind immer wieder damit beschäftigt unsere Pfeile zwischen den Handflächen zu rollen und unsere Federn anzupusten, die sich wegen der Nässe eng an die Schäfte zurückgezogen haben.

Auch mein üblicher Pfeilverlust lässt an diesem Tag nicht aus. Wieder bleiben ein paar zerbrochene Exemplare im Wald auf der Strecke. Christian aus meiner Gruppe gibt mir noch den Tip beim Zielen eher weg von den Bäumen zu halten. "Der Baum zieht! Das musst du dir merken.", sagt er. Das merke ich. Ich versuche zwar von den Bäumen wegzuhalten, aber meine Pfeile sind offensichtlich wie Lenkraketen, die auf das Abschussziel "Baum" programmiert wurden. Zumindest alle Spitzen und die grössten Teile der Schäfte finde ich immer wieder, so dass "Michel aus Löneberg" bald wieder seinen nächsten Spleiss-Abend vor dem Fernseher geniessen wird.

bruch

An diesem Tag habe ich wiedermal die umöglichsten Schüsse fertig gebracht. Mein Pfeil prallt. gegen den Baum vor dem Auerhahn, bricht in zwei Teile und die Spitze schlägt ins Ziel ein.

Gegen 16:00 geht ein langer und spassiger Turniertag seinem Ende entgegen. Wir stossen noch mit einem Bierchen auf den Tag an und rechen unsere Gesamtpunktzahlen aus. Es folgt eine Siegerehrung bei der sich jeder einen kleinen Preis abholen kann. Ich belege zwar in der Langbogenklasse nur den letzten Platz, habe aber auch nichts anderes erwartet nach nicht einmal zwei Monaten gelegentlichem Bogenschiessen. Ich habe mein erstes Turnier hinter mir und einige nette Schützen kennengelernt, die mir für meine nächste Zeit ein paar wertvolle Tips zum Üben gegeben haben. Von hier aus grüsse ich noch Christian, Marco und Martin vom SV-Röhrnbach wenn sie das lesen.

Eine Bildergallerie zum Herbstturnier finder Ihr auf der Hompepage der Waldschützen am Schwarzen Kreuz Landau e.V.: www.wsk-feldbogen.de

Tom